[Xfce-i18n-de] Direkte Anreden und nochmal Aktiv vs. Passiv (war Re: Noch 2 Dateien zum Überprüfen)
Christoph Wickert
christoph.wickert at googlemail.com
So Jan 8 15:59:17 CET 2012
Am Sonntag, den 08.01.2012, 01:06 +0100 schrieb Fabian Nowak:
> Passiv vermeiden! Nicht "Verbindung konnte nicht aufgebaut werden",
> sondern "konnte nicht verbinden". Gut, das widerspricht Christoph, aber
> das habe ich ja noch nicht kommentiert.
Hallo Fabian,
das hättest Du besser schon vor Deinem Ausbruch und nicht erst im Review
von Thomas' Übersetzung machen sollen, denn dann hätte man beides von
einander trennen können. Und am besten auch ohne 3 Hefeweizen, damit die
Diskussion sachlich bleibt.
> Passiv ist häßlich,
hässlich mit Doppel-s, kommt von Hass. ;)
> umständlich, unpersönlich. Darüberhinaus führt es
> häufig zu dem unlesbaren weil komplizierten Nominalstil. Dialog müssen
> schnell lesbar und gut verständlich sein. Christophs Beispiel ist
> allerdings etwas ganz anderes: Da würde die Aktivform komplizierter
> klingen.
Es wird immer Formulierungen geben, wo die eine oder andere Form
umständlicher klingt. Daher kann das nicht der Maßstab sein.
> Und ja, in obigem Fall denkt zwar das Programm/die Software, aber dem
> ist ja auch annähernd so: Das Programm versucht die Verbindung, nicht
> der Rechner oder etwas anderes. Und das Programm meldet in der Ich-Form
> seine erzielten Ergebnisse.
NEIN NEIN NEIN! Ein Programm hat kein "ich", kein Bewusstsein.
Außerdem: Der Sinn des Passiv ist, das Objekt in den Mittelpunkt zu
stellen und nicht das handelnde Subjekt. Im Beispiel ging es ein
bestimmtes Plugin von tumbler, das nicht geladen werden kann. tumbler
ist Nebensache, die Fehlermeldung will mitteilen, welches Plugin
Probleme macht.
Ein weiteres Beispiel:
"Wollen Sie die Datei »foo« wirklich löschen?"
vs.
"Soll die Datei »foo« wirklich gelöscht werden?"
Es geht um die Datei, nicht darum, *wer* sie löscht. Insofern ist auch
Dein Gedanke, den Nutzer direkt anzusprechen, falsch oder zumindest in
vielen Beispielen fehl am Platze.
Direkte Anreden sind nur dann sinnvoll, wenn der Nutzer aufgefordert
wird, etwas zu tun. Ein Beispiel aus libxfce4ui, das mir gerade über den
Weg gelaufen ist: "Möchten Sie das Handbuch zu %s online lesen?" Hier
geht es ja nicht um das Handbuch, sondern darum, es *online* zu lesen.
> Um auch mit einem der beliebten Gegenbeispiele aufzuwarten: Würde man
> immer Passiv übersetzen, müßte die schon eingetragene, korrekte
> Übersetzung von "Konnte besondere Vorschaubildersteller nicht in die
> Registrierung eintragen: %s" so heißen: "Besondere Vorschaubildersteller
> konnten nicht in die Registrierung eingetragen werden".
Das ist auch völlig korrekt, denn Mittelpunkt der Aussage sind die
Vorschaubildersteller. Zugegeben, hört sich etwas umständlich an, aber
das kann wie gesagt nicht der Maßstab sein. Man müsste sich hier
eigentlich fragen, ob die englischen Meldungen "Could not" Sinn machen.
> Also, wie heißt die Passiv-Regel richtig?
>
> "Prüfe, ob du kurz, knapp, präzise im Passiv übersetzen kannst. Ist es
> länger,
Sorry, aber das ist Willkür!
> nehmen wir die Aktivform und beziehen Sie
"Sie" groß geschrieben? Höflichkeitsform? Dafür (bzw. für das Gegenteil)
wolltest Du gestern Nacht noch jemanden aus dem Team schmeißen. ;)
> möglichst auf ein weiteres Objekt, wie z.B. den Vorschaubildersteller"
Die Passivregel (ohne Bindestrich!) lautet meiner Meinung nach:
Bevorzuge grundsätzlich das Passiv, wenn nicht eine der folgenden
Ausnahmen zutreffen:
1. Es geht das handelnde Subjekt und nicht um ein Objekt.
2. Es wird unmittelbare Benutzerinteraktion erwartet -> direkte
Anrede
3. Es handelt sich um eine andauernde Handlung -> Infinitiv
Beispiel:
"Waiting for Legitimization" wird nicht zu
"Auf Legitimierung wird gewartet" oder
"Warte auf Legitimierung"
sondern besser zu
"Auf Legitimierung warten" oder
"Warten auf Legitimierung"
> Beim Passiv wollen wir natürlich so häßliche Sachen wie "Es werden"
> vermeiden und schreiben einfacher und verständlicher "Nur lokale Dateien
> werden unterstützt". Ist zwar auch nicht ganz gut, aber immerhin nicht
> häßlich.
Ich kann da nichts Hässliches daran finden. IHMO ist es sehr gut, weil
es deutlich macht, dass es um die lokalen Dateien geht. Was am
Satzanfang steht, hat meist die Betonung. Man beachte den Unterschied
zwischen:
"Ich bin mit dem Auto gekommen." und
"Mit dem Auto bin ich gekommen."
Macht das alles Sinn?
Beste Grüße,
Christoph
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